Verfolgungswahn: Was Sie über diese Krankheit wissen müssen

Verfolgungswahn: Was Sie über diese Krankheit wissen müssen

23 April 2020 0 Von Alicia J.

Wohl jeder von uns hatte schon einmal das Gefühl, dass sich die ganze Welt gegen uns verschworen hat. Nichts läuft wie geplant, alles geht schief, ein Ausweg aus dem Chaos liegt in weiter Ferne. Die Grenzen zwischen dem gelegentlichen Eindruck, dass nichts läuft wie es soll und einem krankhaften Verfolgungswahn können fließend sein. Verfolgungswahn ist schwer zu diagnostizieren, ist aber heilbar. Doch wie erkennen Betroffene und ihr Umfeld, dass medizinische Hilfe nötig ist?

Was versteht man unter Verfolgungswahn?

Selbst wenn wir gelegentlich das Gefühl haben, dass die ganze Welt gegen uns ist, handelt es sich noch lange nicht um einen krankhaften Verfolgungswahn. Das ist gut zu wissen, denn wohl jeder Mensch hat sich selbst schon einmal für paranoid gehalten. Ein manifester Verfolgungswahn geht allerdings deutlich weiter. Aus medizinischer Sicht handelt es sich um eine wahnhafte Störung, die zur Schizophrenie gehört. Die Patienten leiden dabei auf Dauer unter dieser Störung. Die Wahrnehmung der Umwelt ist verzerrt, man sieht in jedem Mitmenschen einen Feind und verhält sich entsprechend äußerst misstrauisch. Der Betroffene fühlt sich verfolgt, überwacht oder gemobbt, wobei die Realität von seinen Empfindungen deutlich abweicht. Gelegentlich kann ein Wahn auch mit Halluzinationen einher gehen. Eine typische Reaktion auf dieses Empfinden ist ein ängstliches oder auch aggressives Verhalten. Dabei ist der Betroffene häufig der Auffassung, dass sich alles und jeder gegen ihn verschworen hat.

Wie wirkt sich die Krankheit aus?

Erste Anzeichen können ein aggressives oder ängstliches Benehmen sein. Allerdings kann sich das steigern, so dass aus einer anfänglichen Wahnvorstellung eine schwere Psychose wird. In diesem Fall kann es zu enormen Wutausbrüchen kommen, die der Außenstehende überhaupt nicht nachvollziehen kann. Solche Ausbrüche müssen sich keinesfalls gegen Menschen aus dem bekannten Umfeld richten. Selbst harmlose Fußgänger, die dem Betroffenen auf der Straße begegnen, sind häufig Zeuge einer solche Attacke. Der Patient ist dann nicht mehr in der Lage, zwischen Bekannten und Fremden zu unterscheiden und fühlt sich von jeder Person angegriffen und gefährdet.

Warum muss die Krankheit behandelt werden?

Bei einem manifesten Verfolgungswahn handelt es sich um eine schwere psychische Erkrankung. Sie muss medizinisch diagnostiziert und in der Folge behandelt werden. Was für einen Außenstehenden zunächst nur merkwürdig erscheint und nicht zu erklären ist, kann sich bei einer Verschlimmerung leider sehr spektakulär auswirken. Immer wieder hört man in den Nachrichten davon, dass ein Partner seine frühere Lebenspartnerin umgebracht hat oder dass eine Frau ihren Mann schwer verletzt hat. Ursache ist häufig ein nicht erkannter Verfolgungswahn. Gerade nach einer Trennung passiert es leicht, dass man sich von dem ehemaligen Partner verfolgt und beobachtet, aber auch angefeindet fühlt. Man selbst ist dann nicht in der Lage, die Trennung oder Scheidung zu akzeptieren. Wird eine psychische Störung in diesem Fall allerdings nicht erkannt und behandelt, kann sie irgendwann dazu führen, dass der Betroffene sich selbst oder der angeblich feindlich gesinnten Person etwas antut. Erkennt das Umfeld nicht, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die medizinisch betreut werden muss, eskaliert diese Situation irgendwann bis es zum großen Unglück kommt.

Welche Ursachen sind bekannt?

Die moderne Medizin ist sich bis heute nicht vollständig darüber im Klaren, wo die Gründe für einen Verfolgungswahn liegen. Er entsteht nach allgemeiner Ansicht nicht aus einem äußeren Einfluss wie zum Beispiel durch die Einnahme von Drogen. Auch ein fortgeschrittenes Alter oder eine beginnende Demenz ist nicht der Grund dafür. Mediziner und Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Trauma der häufigste Grund für diese psychische Erkrankung ist. Dazu gehören zum Beispiel ein Missbrauch in der Kindheit, eine Vergewaltigung, eine Form der körperlichen Misshandlung oder auch Mobbing im Beruf. Manchmal ist allerdings auch eine scheinbar unbedeutende Ungerechtigkeit der Auslöser für den Verfolgungswahn, die ein Mensch mit gesundem Menschenverstand kaum wahrnehmen würde. Inwieweit eine Erkrankung genetisch bedingt sein kann, ist übrigens bisher noch nicht zweifelsfrei geklärt. Es könnte aber sein, dass gewisse verwandtschaftliche Ähnlichkeiten bestehen.

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Unter der Voraussetzung, dass sich der Betroffene eingesteht, dass er Hilfe braucht, kann die Krankheit meist behandelt oder mindestens gelindert werden. Allerdings muss die Bereitschaft gegeben sein, sich helfen zu lassen. Wer lediglich auf Drängen seiner Umwelt einen Arzt aufsucht, wird wahrscheinlich ohne großen Erfolg an einer Therapie teilnehmen. Grundsätzlich ist es möglich, eine Gesprächstherapie durchzuführen und die Symptome mit Medikamenten zu behandeln. In schweren Fällen kann ein zeitlich begrenzter stationärer Aufenthalt hilfreich sein. Das ist vor allem zu empfehlen, wenn der Patient zu einer latenten Gefahr für sich und andere wird.

Wenn wir also gelegentlich das Gefühl haben, dass sich die ganze Welt gegen uns verschworen hat, muss das keinesfalls ein Symptom für eine schwerwiegende Erkrankung sein. Ein krankhafter Verfolgungswahn hat in der Regel eine Ursache in einem Trauma und macht sich später durch ein dauerhaft und wiederkehrendes auffälliges Verhalten bemerkbar. Dann allerdings ist eine Behandlung angesagt, denn im schlimmsten Fall gefährdet ein Betroffener nicht nur sich selbst, sondern auch seine Umwelt.